Was macht eigentlich ein Heilerziehungspfleger?
Im siebten Gespräch der PNP-Interviewreihe „Was macht eigentlich ein(e)…?“ erzählt Thorsten Latta (ganz links im Bild) von seinem Alltag als Heilerziehungspfleger.
Thorsten Latta
Mein Name ist Thorsten Latta, ich bin 41 Jahre alt und arbeite in der Wohngemeinschaft Michaelistraße des St. Paulus Stift Neuötting. In der Wohngemeinschaft leben bis zu 26 junge Frauen und Männer mit geistiger Behinderung.
Mein Tagesablauf
Spätdienst:
15.30 Uhr: Nachdem die Bewohner*innen von der Werkstatt zurückgekehrt sind, beginne ich meine Arbeit mit dem Besprechen der anstehenden Termine der einzelnen Bewohner.
16.00 Uhr: Ich bringe die Bewohner*innen zu regelmäßigen Kontrolluntersuchungen, Therapiemaßnahmen wie z.B. Physiotherapie und Logopädie. Des Weiteren unterstütze ich sie bei der Wahrnehmung von öffentlichen Terminen sowie beim Einkaufen für die Wohngruppe oder den persönlichen Bedarf.
17.00 Uhr: Gemeinsam mit einer/m Bewohner/in wird das Abendessen für die Wohngruppe zubereitet. Angepasst an die/den jeweilige/n Bewohner/in geschieht dies verbal begleitend bis zur stellvertretenden Übernahme.
18.00 Uhr: Später gebe ich Medikamente aus und kontrolliere deren Einnahme.
18.30 Uhr: Anschließend unterstütze ich die jungen Frauen und Männer bei der Erledigung ihrer wöchentlichen Dienste wie z.B. Aufräumen der privaten Zimmer, Wäschewaschen oder Reinigung der Küche bzw. der Gruppenräume.
19.30 Uhr: Nun dokumentiere ich die durchgeführten Leistungen sowie aktuelle Gegebenheiten und Telefonate mit den Eltern.
20.00 Uhr: Ich führe das Übergabegespräch mit der Nachtbereitschaft.
20.15 Uhr: Zuletzt finde ich noch Zeit für Gespräche mit den Bewohnern und mache zum Beispiel Gesellschaftsspiele mit ihnen, bevor mein Dienst um 21.00 Uhr endet.
Zusätzlich werden am Wochenende zahlreiche Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung von uns angeboten. Hierbei reicht die Bandbreite von gemeinsamen Kreativangeboten über Shoppingausflüge bis hin zu Klettertagen oder gemeinsamen Urlaubsfahrten. Ebenso steht die Teilnahme an inklusiven Veranstaltungen im Mittelpunkt. So begleitete ich vor kurzem einige unserer Bewohner*innen zu einem E-Kart-Rennen oder zum „Hope & Possibillity RUN“ nach München. Dort ist auch das Foto entstanden.
Besonders an der Arbeit gefällt mir, dass ich echte und direkte Rückmeldung der Bewohner*innen auf meine Arbeit bekomme. Außerdem macht mir das Arbeiten im Team sehr viel Spaß. Ich habe auch immer genügend Freiraum meine eigenen Ideen mit den Bewohner*innen ganz unkompliziert umzusetzen.
Wussten Sie eigentlich, dass man als Heilerziehungspfleger weit mehr als ein „Pfleger“ ist? Ich bin in erster Linie Bezugsperson oder Partner für Menschen mit Behinderung und unterstütze sie als dialogischer Partner. Dabei geht es vor allem darum, Bedürfnisse und Fähigkeiten des Menschen mit Behinderung zu erkennen und Möglichketen zu schaffen, damit sich dieser mit all seinen Fähigkeiten entfalten kann. In meiner Arbeit möchte ich Berührungsängste abbauen, damit Menschen mit und ohne Behinderung in unserer Gesellschaft in Zukunft ganz selbstverständlich miteinander leben (Inklusion).
Bild: Auf Initiative von Sophia Freudenstein konnte ein weiterer Arbeitskreis mit Gesundheitsdienstleistern aus der Region gegründet werden. Zu Arbeitsgesprächen haben sich bereits zum dritten Mal die Mitglieder Dr. Stephanie Vogt (Pflegedirektorin der Rottal-Inn Kliniken), Christian Eder (stv. Schulleiter KWA), Bettina Plettl (Inhaberin der MediVital Sozialstation Bad Birnbach), Katrin Seiler (Vorständin Kreiscaritasverband Rottal-Inn), Herbert Wiedemann (Kreisgeschäftsführer BRK Rottal-Inn), Michael Schwartz (Pichlmayr Wohn- und Pflegeheime), Kerstin Tremmel (Praxiskoordinatorin Generalistische Pflegeausbildung) und Dr. Anton Wartner (Sprecher des Hausärztekreises Rottal-Inn) an einen Tisch gesetzt.